Die Mediale Artikulation


Für den Aufbau von Orientierungswissen ist nach Ansicht von Marotzki und Jörissen ebenso eine soziale Komponente sehr wichtig. Diese bezeichnen die Autoren als „mediale Artikulation“ (ebd. 2008, 58).

„Die aktive Teilnahme an gesellschaftlichen Diskursen und Auseinandersetzungsprozessen bedingt eine Fähigkeit zur Artikulation der eigenen Sichtweisen, die in verschiedenen sozialen Arenen inszeniert oder aufgeführt werden, sowie die Fähigkeit, Artikulationen anderer verstehend anzuerkennen“ (ebd. 2010, 28).

Die Artikulation selbst ist eine Darstellung der eigenen qualitativen Erfahrung jedes Individuums. Sie kann in unterschiedlichen Stufen erfolgen, die die Autoren Schlette und Jung (2005) als drei Zonen (vgl. ebd. 2008, 59) bezeichnet haben.
Die erste Stufe stellt die präreflexive Zone dar. Sie schließt alle möglichen spontanen Gefühlsausdrücke des Menschen, wie zum Beispiel ein freundliches und natürliches Lächeln, ein.
Die zweite Stufe ist die reflexive/narrative Zone. Sie umfasst alle medialen Ausdruckformen des Menschen. Erfahrungen und Erlebtes werden so auf eine beschreibende oder erzählende Art und Weise artikuliert.
In der dritten Stufe, der metareflexiven/argumentativen Zone, kommt schließlich der Aspekt der Sprache hinzu, mit dem sich der Mensch in sozialen Arenen diskursiv ausdrücken kann.
Die Artikulation ist einerseits ein individueller Prozess, da die Äußerung der eigenen Erfahrungen für das Individuum gleichzeitig ein Moment der Distanzierung bzw. Entäußerung beinhaltet und damit zur Reflexion beitragen kann (vgl. ebd. 2010, 28). Andererseits ist die Artikulation in medialen Räumen selbst reflexiv, da sie „eine Reaktion des sozialen Umfelds“ (ebd.) provoziert.
Damit wird deutlich, dass für eine Analyse von reflexiven Potenzialen von medialen Räumen, auch die Betrachtung der medialen Artikulation in deren strukturellen Aspekten von Bedeutung ist.
Auf Grundlage dieser Theorie werde ich in meinem folgenden Abschnitt die Bildungspotenziale des Radios unter dem Einfluss der neuen Medien ausarbeiten.

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